Sunday, November 28, 2010

Die innere Stimme

Aber nie hatte er das Selbst gefunden, weil er es mit dem Netz des Gedankens hatte fangen wollen.

Beide, die Gedanken wie die Sinne, galt es zu hören, aus beiden die geheimen Stimmen des Innersten zu erlauschen. Nach nichts wollte er trachten, als wonach die Stimme ihm zu trachten beföhle, bei nichts verweilen, als wo die Stimme es riete.

Warum war Gotama (Buddha) einst, in der Stunde der Stunden, unter dem Bo-Baume niedergesessen, wo die Erleuchtung ihn traf? Er hatte eine Stimme gehört, eine Stimme im eigenen Herzen, die ihm befahl, unter diesem Baume Rast zu suchen. So zu gehorchen, nicht äußerem Befehl, nur der Stimme, so bereit zu sein, das war gut, das war notwendig, nichts anderes war notwendig.

(aus Hermann Hesse, Siddhartha: Kapitel "Kamala")

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