- Die weltliche, relative Wirklichkeit bezeichnet dabei die Welt so, wie sie von unerleuchteten, "verblendeten" Wesen wahrgenommen wird.
- Die überweltliche, absolute Wirklichtkeit bezeichnet die Erfahrung des Nirwana, welche sich mit Eintritt der Erleuchtung dauerhaft manifestiert.
Damit darf das buddhistische Transzendenzprinzip aber auch nicht mit der klassischen philosophischen Transzendenz verwechselt werden,. Philosophisch gesehen handelt es sich nach Immanuel Kant um eine transzendentale Erfahrung. Ebenso wenig beschreibt die buddhistische Transzendenz ein Hinüberwechseln in eine andere (jenseitige) Welt, wie z.B. bei der christlichen Transzendenz von einem irdischen in ein himmlisches Leben. Dies wäre ein Austausch einer relativen Wirklichkeit gegen eine andere.
Das Leben ist nach buddhistischer Ansicht einer Münze vergleichbar: Die eine Seite ist Samsara (weltliche, relative Wirklichkeit), die andere ist Nirvana (überweltliche, absolute Wirklichkeit). Beide Seiten sind untrennbar miteinander verbunden.
Samsara ist der ewige, mit Leiden erfüllte Kreislauf des Entstehens und Vergehens, welcher geprägt ist durch Bindungen, Begierden und Wunschvorstellungen.
Nirvana ist der Austritt aus Samsara, dem Kreislauf des Leidens und der Wiedergeburten durch Erwachen (Bodhi). Das Wort Nirvana bedeutet "Erlöschen" (wörtlich "ver-wehen") und bezeichnet das Auslöschen aller mit der Vorstellung vom Dasein verbundenen Faktoren, wie Ich-Sucht, Gier, Anhaften (Upadana) usw. Nirvana ist die Erkenntnis von Shunyata ("Leerheit"), das Einssein der "Leere". Nirvana ist ein Abschluss, ein Wechsel des Zustandes. Nach diesem Wechsel sind alle Vorstellungen und Wunschgebilde gleichsam überwunden und gestillt.
Nirvana ist das buddhistische Heilsziel und es wird vom historischen Buddha an mehreren Stellen "das höchste Glück" genannt. Dieses keinem Entstehen, Vergehen und Anderswerden unterworfene Wohl ist allerdings nicht ein angenehmes Gefühl, sondern ein Glück unabhängig und jenseits von allen Gefühlen, Bedingungen und Gestaltungen. Nirvana ist gleichbedeutend mit innerer Ruhe und besteht im Freisein von aller Unruhe des Geistes, allen Wünschen und Denkvoraussetzungen. Nirvana bezeichnet damit einen spezifischen Geisteszustand.
Nirvana kann - die entsprechende mentale und spirituelle Entwicklung vorausgesetzt - schon im Leben erreicht werden. Übungen zur rechten Sammlung (samma samadhi) gemäß des Edlen Achtfachen Pfades können bereits temporär den Geisteszustand des Nirvana (unter Beibehaltung der Dualität mit dem normalen mentalen Ich-Bewusssein) schaffen. Erfährt ein Praktizierender dann die Erleuchtung durch Erwachen (Bodhi), so manifestiert sich das Nirwana dauerhaft. Ein solcher lebender Erleuchteter wird Arahat genannt.
Die Arahatschaft gilt als höchste Verwirklichung des Nirvanas. Ein Arahat hat keine weitere Wiedergeburt vor sich. Obwohl er mit dem Körper noch im Leben steht, ist er "innerlich befreit" und steht gleichsam außerhalb der Welt.
Ein Arahat gleicht einem Lotusblatt: Genauso, wie ein Tropfen Wasser, der ein Lotusblatt berührt, dieses zwar "trifft", aber nicht daran hängen bleibt. Ebenso wird der Heilige zwar, solange sein Körper noch besteht, von aller Wahrnehmung "getroffen", bleibt an dieser aber nicht "hängen".
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