Tuesday, November 30, 2010

Empfehlungen, Fragen, Gesetze

Empfehlungen...
  • Bringen Sie Ihren Ärger über Autoritätspersonen zum Ausdruck, klären Sie die betreffenden Probleme, und machen Sie Ihre eigene Autorität geltend.
  • Verschaffen Sie sich täglich kräftig und reichlich Bewegung.
  • Überwinden Sie Ihre Unsicherheit, um Ziele zu erreichen.
  • Suchen Sie nach Möglichkeiten, von Ihrer Kreativität und Ihren inneren Gaben Gebrauch zu machen.
Fragen...
  • Wie kann ich meine schöpferische Energie nutzen, um gutes Geld zu verdienen, und trotzdem tun, was ich gerne mache und womit auch anderen geholfen wird?
  • Wie empfinde ich Autorität - meine eigene und die anderer Menschen?
  • Wann fühle ich mich stark und unabhängig?
  • Versuche ich manchmal, andere zu manipulieren und zu kontrollieren?
Gesetze...
  • Gesetz der Ehrlichkeit - Die eigenen Gefühle und die Gefühle anderer zu achten ist die Grundlage der Ehrlichkeit.
  • Gesetz der Intuition - Wenn wir aufhören, uns die Ansichten anderer zum Maßstab zu nehmen, können wir mit der Weisheit unseres Herzens eins werden.
  • Gesetz des Handelns - Um unsere Unsicherheit zu überwinden, müssen wir unsere Verletzlichkeit akzeptieren, aber dennoch selbstsicher handeln.
  • Gesetz der Wahlfreiheit - Kreativität ist eine Energie, die wir positiv oder negativ nutzen können.
  • Gesetz des höheren Willens - Durch unsere Bereitschaft, einem höheren Zweck zu dienen, spornen wir uns selbst und andere an.
(aus Dan Millman, Die Lebenszahl als Lebensweg)

Viele kleine Egos und das große Ganze

Vieles vom Elend der Welt rührt daher, dass es viele kleine Egos gibt, die das große Ganze nicht kümmert.

Lots of the misery in the world results from the fact, that there are many small egos which don't care for the bigger whole.

Sunday, November 28, 2010

Liebe ist die Hauptsache

Die Liebe scheint mir von allem die Haupsache zu sein. Die Welt zu durchschauen, sie zu erklären, sie zu verachten, mag großer Denker Sache sein. Mir aber liegt einzig daran, die Welt lieben zu können, sie nicht zu verachten, sie und mich nicht zu hassen, sie und mich und alle Wesen mit Liebe und Bewunderung und Ehrfurcht betrachten zu können.

(aus Hermann Hesse, Siddhartha: Kapitel "Govinda")

Weisheit ist nicht (ver)mittelbar

Weisheit ist nicht mittelbar. Weisheit, welche ein Weiser mitzuteilen versucht, klingt immer wie Narrheit.

Wissen kann man mitteilen, Weisheit aber nicht. Man kann sie finden, man kann mit ihr Wunder tun, aber sagen und lehren kann man sie nicht.

(aus Hermann Hesse, Siddhartha: Kapitel "Govinda")

Suchen und Finden

Sprach Siddhartha:

"Was sollte ich dir, Ehrwürdiger, wohl zu sagen haben? Vielleicht das, daß du allzuviel suchst? Daß du vor Suchen nicht zum Finden kommst?

Wenn jemand sucht, dann geschieht es leicht, daß sein Auge nur noch das Ding sieht, das er sucht, daß er nichts zu finden, nichts in sich einzulassen vermag, weil er nur immer an das Gesuchte denkt, weil er ein Ziel hat, weil er vom Ziel besessen ist.

Suchen heißt: ein Ziel haben. Finden aber heißt: frei sein, offen stehen, kein Ziel haben."

(aus Hermann Hesse, Siddhartha: Kapitel "Govinda")

Der Fluss - die Einheit

Und wenn Siddhartha aufmerksam diesem Fluß, diesem tausendstimmigen Liede lauschte, wenn er nicht auf das Leid noch auf das Lachen hörte, wenn er seine Seele nicht an irgendeine Stimme band und mit einem Ich in sie einging, sondern alle hörte, das Ganze, die Einheit vernahm, dann bestand das große Lied der tausend Stimmen aus einem einzigen Worte, das hieß Om: die Vollendung.

In dieser Stunde hörte Siddhartha auf, mit dem Schicksal zu kämpfen, hörte auf zu leiden. Auf seinem Gesicht blühte die Heiterkeit des Wissens, dem kein Wille mehr entgegensteht, das die Vollendung kennt, das einverstanden ist mit dem Fluß des Geschehens, mit dem Strom des Lebens, voll Mitleid, voll Mitlust, dem Strömen hingegeben, der Einheit zugehörig.

(aus Hermann Hesse, Siddhartha: Kapitel "Om")

Weisheit ist die Erkenntnis der Einheit

Langsam blühte, langsam reifte in Siddhartha die Erkenntnis, das Wissen darum, was eigentlich Weisheit sei, was seines langen Suchens Ziel sei. Es war nichts als eine Bereitschaft der Seele, eine Fähigkeit, eine geheime Kunst, jeden Augenblick, mitten im Leben, den Gedanken der Einheit denken, die Einheit fühlen und einatmen zu können. Langsam blühte dies in ihm auf: Harmonie, Wissen um die ewige Vollkommenheit der Welt, Lächeln, Einheit.

(aus Hermann Hesse, Siddhartha: Kapitel "Om")

Du bist anders als die meisten Menschen

Siddhartha sagte zu Kamala:

"Du bist wie ich, du bist anders als die meisten Menschen. Du bist Kamala, nichts anderes, und in Dir ist eine Stille und Zuflucht, in welche du zu jeder Stunde eingehen und bei dir daheim sein kannst, so wie auch ich es kann. Wenige Menschen haben das, und doch könnten es alle haben.

Die meisten Menschen sind wie ein fallendes Blatt, das weht und dreht sich durch die Luft, und schwankt, und taumelt zu Boden. Andere aber, wenige, sind wie Sterne, die gehen eine feste Bahn, kein Wind erreicht sie, in sich selber haben sie ihr Gesetz und ihre Bahn."

(aus Hermann Hesse, Siddhartha: Kapitel "Bei den Kindermenschen")

Er sah die Menschen auf eine kindliche oder tierhafte Art dahinleben

So leicht es ihm gelang, mit allen Menschen zu sprechen, mit allen zu leben, von allen zu lernen, so sehr ward es ihm dennoch bewußt, daß etwas sei, was ihn von diesen Menschen trennte, und dieses Trennende war sein Samanatum. Er sah die Menschen auf eine kindliche oder tierhafte Art dahinleben, welche er zugleich liebte und auch verachtete. Er sah sie sich mühen, sah sie leiden und grau werden um Dinge, die ihm dieses Preises ganz unwert erschienen, um Geld, um kleine Lust, um kleine Ehren, er sah sie einander schelten und beleidigen, er sah sie um Schmerzen wehklagen, über die der Samana (Bettelmönch/Asket) lächelt, und unter Entbehrungen leiden, die ein Samana nicht fühlt.

(aus Hermann Hesse, Siddhartha: Kapitel "Bei den Kindermenschen")

Er läßt nichts in seine Seele ein, was dem Ziel widerstreben könnte

Ich kann denken. Ich kann warten. Ich kann fasten.

Wenn du einen Stein ins Wasser wirfst, so eilt er auf dem schnellsten Wege zum Grunde des Wassers. So ist es, wenn Siddhartha ein Ziel, einen Vorsatz hat. Er geht durch die Welt hindurch wie der Stein durchs Wasser; er wird gezogen, läßt sich fallen. Sein Ziel zieht ihn an sich, denn er läßt nichts in seine Seele ein, was dem Ziel widerstreben könnte. Jeder kann seine Ziele erreichen, wenn er denken kann, wenn er warten kann, wenn er fasten kann.

(aus Hermann Hesse, Siddhartha: Kapitel "Kamala")

Die innere Stimme

Aber nie hatte er das Selbst gefunden, weil er es mit dem Netz des Gedankens hatte fangen wollen.

Beide, die Gedanken wie die Sinne, galt es zu hören, aus beiden die geheimen Stimmen des Innersten zu erlauschen. Nach nichts wollte er trachten, als wonach die Stimme ihm zu trachten beföhle, bei nichts verweilen, als wo die Stimme es riete.

Warum war Gotama (Buddha) einst, in der Stunde der Stunden, unter dem Bo-Baume niedergesessen, wo die Erleuchtung ihn traf? Er hatte eine Stimme gehört, eine Stimme im eigenen Herzen, die ihm befahl, unter diesem Baume Rast zu suchen. So zu gehorchen, nicht äußerem Befehl, nur der Stimme, so bereit zu sein, das war gut, das war notwendig, nichts anderes war notwendig.

(aus Hermann Hesse, Siddhartha: Kapitel "Kamala")

Der Weg ist das Ziel

Siddhartha sagt zu Gotama:

"Ich habe nicht einen Augenblick gezweifelt, daß Du Buddha bist, daß Du das Ziel erreicht hast, das höchste, nach welchem so viele unterwegs sind. Du hast die Erlösung gefunden. Sie ist dir geworden aus deinem eigenen Suchen, auf deinem eigenen Wege, durch Gedanken, durch Versenkung, durch Erkenntnis, durch Erleuchtung. Nicht ist sie dir geworden durch Lehre! Keinem wird Erlösung zuteil durch Lehre! Keinem, o Ehrwürdiger, wirst du in Worten und durch Lehre mitteilen und sagen können, was dir geschehen ist in der Stunde deiner Erleuchtung! Vieles enthält die Lehre des erleuchteten Buddha. Eines aber enthält die so klare, so ehrwürdige Lehre nicht: sie enthält nicht das Geheimnis dessen, was der Erhabene selbst erlebt hat, er allein unter den Hunderttausenden."

(aus Hermann Hesse, Siddartha: Kapitel "Gotama")

Sie erkannten ihn - den Buddha - einzig an ...

...der Vollkommenheit seiner Ruhe, an der Stille seiner Gestalt, in welcher kein Suchen, kein Wollen, kein Nachahmen, kein Bemühen zu erkennen war, nur Licht und Frieden.

So wahrlich blickt und schreitet nur der Mensch, der ins Innerste seines Selbst gedrungen ist.

(aus Hermann Hesse, Siddhartha, Kapitel "Gotama")